
Weitere Netzfunde in der wöchentlichen Zusammenstellung.
Die moderne russische und die verrottende britische Seemacht
Dass Russland längst (wieder) eine weltweit führende Seemacht ist, wird im Westen oft übersehen. Russland verfügt aktuell über mehr als 110 teilweise neue und hochmoderne Überwasserkampfschiffe (Versorgungsschiffe nicht mitgerechnet) und über 67 U-Boote, davon 43 atomgetriebene.
In der NATO wird Großbritannien immer noch als mächtige Seemacht dargestellt, dabei ist die britische Marine in einem bedauernswerten Zustand. Auf dem Papier verfügt die britische Surface Fleet über etwa 70 Überwasserschiffe (nicht alle davon Kampfschiffe) und bei den U-Booten setzt Großbritannien ganz auf Atom-U-Boote, von denen es etwa zehn Stück hat.
Außerdem ist die britische Marine in einem beklagenswerten Zustand. Schlagzeilen macht sie vor allem mit nicht funktionierenden Schiffen, wie der Pannenserie bei ihren Flugzeugträgern, die mehr im Dock als auf See sind, und mit all den anderen Kriegsschiffen, die jahrelang im Dock liegen, während London kaum einsatzbereite Kampfschiffe hat. Übrigens sind auch die britischen Atomwaffen dank ihrer vielen Bestandteile aus US-Produktion nur mit Einwilligung der USA einsetzbar. Und dass Großbritannien über kein nennenswertes Heer verfügt, sei nur am Rande bemerkt.
Die britischen Großmachtambitionen werden in der Realität also durch nichts bestätigt und auch wirtschaftlich ist Großbritannien immer weiter in die Bedeutungslosigkeit gerutscht. Beim BIP nach Kaufkraftparität (das meiner Meinung nach das einzige zum Vergleich der Wirtschaftskraft von Staaten geeignete ist) liegt Großbritannien auf Platz 10, während Russland auf Platz 4 liegt und an Deutschland und Japan vorbeigezogen ist, was westliche Medien auch lieber verschweigen, weil sie Russland als wirtschaftlich schwach darstellen wollen, und Volkswirtschaften daher nach dem (für solche Vergleiche ungeeigneten) nominalen BIP vergleichen, nach dem westliche Staaten weltweit führend sind.
Am 22. April wurde das deutlich, als die Royal Navy ihre Trägerkampfgruppe 25 für acht Monate in den indopazifischen Raum entsandte. An Bord des Flugzeugträgers HMS Prince of Wales, mit einem ergrauten Anstrich wie aus einem Low-Budget-Top-Gun-Film, erklärte der britische Premierminister Keir Starmer, dass der Einsatz zeige, wie sehr Großbritanniens „Engagement für globale Stabilität“ stehe. Dies sei eine nie dagewesene Botschaft an die Gegner Großbritanniens und ein deutliches Zeichen der Einheit gegenüber den Verbündeten sowie Britanniens Bekenntnis zur NATO.
Diese Botschaft überzeugte mich nicht. Unterstützt von jeweils einer Fregatte aus Kanada, Norwegen und Spanien lief fast die Hälfte der britischen Kampfschiffe unter großem Tamtam aus Portsmouth und Devonport aus. Mit der Hälfte der Schiffe meine ich konkret: einen Flugzeugträger, einen Zerstörer, eine Fregatte und ein Angriffs-U-Boot. Genau: vier Schiffe.
Das bedeutet, dass die Royal Navy zur Verteidigung der britischen Küste nur noch einen Zerstörer, zwei Fregatten – eine dritte befindet sich derzeit in den Gewässern vor Oman – und ein Angriffs-U-Boot zur Verfügung hat. Neun weitere Schiffe liegen in Trockendocks, drei weitere werden gewartet. Drei der erst 2014 vom Stapel gelassenen Angriffs-U-Boote der Astute-Klasse befinden sich im Durchschnitt seit mehr oder weniger zwei Jahren in Reparatur, während die HMS Daring, der „modernste Luftabwehr-Zerstörer der Welt“, seit 2017 im Trockendock vor sich hin rostet.
Seit 2011 hat die russische Marine 27 U-Boote, sechs Fregatten, neun Korvetten, 16 kleinere Raketenschiffe und weitere Schiffe zur maritimen logistischen Unterstützung in Dienst gestellt. Viele weitere sind im Bau und sollen bis Ende dieses Jahrzehnts an die Marine übergeben werden. Oder wie die Russen sagen: „Quantität hat ihre ganz eigene Qualität.“
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Israel will die Palästinenser ausrotten, aber keine Kritik in deutschen Medien
Israel hat verkündet, dass es den Gazastreifen einnehmen will und in deutschen Medien gibt es keine ernsthafte Kritik an diesem offenen Völkermord und der ethnischen Säuberung. Immerhin lässt Israel seit Monaten keine Hilfslieferungen mehr nach Gaza und die Menschen sterben außer an Bomben auch an Hunger und Durst.
Außerdem will die israelische Regierung auch die Verteilung humanitärer Hilfe „neu organisieren“. Die Formulierung ist ein Hohn, denn derzeit gibt es keine humanitäre Hilfe für Gaza, weil Israel sie komplett blockiert hat. Seit Israel die fast zweimonatige Waffenruhe am 18. März gebrochen hat, lässt das israelische Militär keine humanitären Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen, in dem etwa zwei Millionen Menschen leben. Es kommen also weder Nahrungsmittel noch Trinkwasser oder Medikamente durch. Nach Uno-Angaben hungern die Menschen dort und Krankenhäuser können Verwundete und Kranke nicht mehr versorgen.
Schon im März 2024 hat die UNO die ersten Hungertoten in Gaza gemeldet. Da die Lage inzwischen viel schlimmer geworden ist, kann man nur raten, wie viele Menschen bereits durch Hunger und Durst gestorben sind.
Ich spreche daher bewusst davon, dass Israel in Gaza einen Völkermord verübt, und zwar mit offener Unterstützung des Westens und speziell der deutschen Regierung. Dass Israels Vorgehen gemäß der Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes von 1948 schon lange die Tatbestände des Völkermordes erfüllt, ist schnell und für jeden verständlich erklärt, denn die Konvention definiert Völkermord in Artikel II als „eine der folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören:
a) das Töten eines Angehörigen der Gruppe
b) das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
d) die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
e) die zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe
Man kann also kaum bestreiten, dass die israelische Armee und Regierung derzeit vor den Augen der Welt einen Völkermord begehen, wobei der Westen Israel tatkräftig politisch und auch mit Waffenlieferungen unterstützt.
Die ganze Doppelmoral von Medien wie dem Spiegel wird deutlich, wenn man die Berichte über die Ukraine und über Gaza vergleicht. In Gaza sind in anderthalb Jahren mindestens fünf Mal so viele Zivilisten umgekommen, wie in den drei Jahren des Ukraine-Konfliktes. In Gaza werden täglich ungezählte Zivilisten gezielt von der israelischen Armee bombardiert, die israelische Armee hat gezielt die Krankenhäuser zerstört und so weiter. Aber der Spiegel übt keine nennenswerte Kritik an Israel.
Dafür veröffentlicht der Spiegel aber fast jeden Morgen einen Artikel über russische Angriffe auf Ziele in ukrainischen Städten, wobei diese Angriffe der Russen so akkurat sind, dass dabei nur selten Zivilisten sterben.
Pistorius: Bedrohungslage geht vor Kassenlage
Nach seiner (Wieder)Ernennung zum Verteidigungsminister hat sich Boris Pistorius in einem Video an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Wehrressorts und an die Truppe gewandt. Die knappe Ansprache beginnt mit dem Satz: In Zukunft gilt: Bedrohungslage geht vor Kassenlage.
Anm. d. Red.: “Wollt ihr die finanziell unlimitierte Aufrüstung?”
🇨🇭⭐️⭐️
Verbündete Rivalen
Frankreich ist es im Lauf der vergangenen Monate gelungen, außenpolitisch eine führende Rolle in der EU einzunehmen.
Vorausgegangen waren von Deutschland initiierte Schritte, die innerhalb der EU Frankreich abgedrängt hatten. Einer bestand darin, die von Berlin im Oktober 2022 gestartete European Sky Shield Initiative (ESSI), ein europaweites, gestaffeltes Flugabwehrsystem, ohne Paris und ohne Einbindung des französisch-italienischen Abwehrsystems SAMP/T zu planen.
Die ESSI sieht nur die Beschaffung des deutschen Systems IRIS-T, des US-Systems Patriot und des israelischen Systems Arrow3 vor. Der ESSI haben sich inzwischen 23 europäische Staaten angeschlossen; Frankreich und Italien hingegen bleiben außen vor.
Der französische Versuch, eine Gegeninitiative unter expliziter Einbindung des Systems SAMP/T zu starten, scheiterte. Fachleute aus Frankreich wiesen von Anfang an darauf hin, die ESSI fungiere vor allem als Verkaufshilfe für IRIS-T, ein System, das seit seiner Einführung im Jahr 2005 zunächst kaum Abnehmer gefunden habe, das nun aber durch seinen Einsatz im Ukraine-Krieg zum Verkaufsschlager für seinen Hersteller Diehl geworden sei. Diehl teilte nach dem Abschluss eines Liefervertrags mit Bulgarien im Oktober 2024 mit, die „Familie der IRIS-T-Nutzer“ sei jetzt auf 20 Mitglieder gewachsen. Das Rüstungsunternehmen Hensoldt, das Radare für IRIS-T produziert, hatte schon im Juli 2024 berichtet, dank ESSI habe man inzwischen Verträge für mehr als 80 Radaranlagen. Frankreich geht leer aus.
Anm. d. Red.: Wie hat uns doch Bern belogen! In der Medienmitteilung des Bundesrats vom 9. Juli 2024 steht klar: “Auch nach der Unterzeichnung der Beitrittserklärung entscheidet die Schweiz frei darüber, wo und in welchem Ausmass sie sich an der ESSI beteiligt und welche Bodluv-Systeme sie beschafft. Der Beitritt zur ESSI stellt keinen Vorentscheid zugunsten eines spezifischen Systems dar. Durch die Unterzeichnung der Beitrittserklärung zum MoU entstehen keine Verpflichtungen.”
Genauso in der Medienmittelung vom 30. April 2024, wo steht: “Mit der Teilnahme an der European Sky Shield Initiative (ESSI) vergrössert die Schweiz internationale Kooperationsmöglichkeiten: ESSI ermöglicht eine bessere Koordination von Beschaffungsvorhaben, der Ausbildung sowie logistischer Aspekte im Bereich der bodengestützten Luftverteidigung. Die Teilnahme an dieser Initiative nimmt den Typenentscheid jedoch nicht vorweg, zumal sie nationale Zuständigkeiten in der Beschaffung nicht tangiert. Der Typenentscheid erfolgt auf Basis der Evaluation von verschiedenen Bodluv-Systemen mittlerer Reichweite.”
Wenn man ESSI beitritt, gibt es nur einen Gewinner bei der Ausschreibung – Diehl mit IRIS-T. Und wer hat am Schluss gewonnen? Richtig. Noch Fragen?
Russland sieht Deutschland unter Merz in einem verstärkten Abwärtstrend
Deutschland galt in den letzten Jahrzehnten als Lokomotive Europas oder, wenn man so will, als Flaggschiff der europäischen Flotte. Die deutsche Industrie war die beste, die deutsche Wirtschaft die stärkste, das deutsche Schuldbewusstsein für die Verbrechen des Nationalsozialismus im Zweiten Weltkrieg war vorbildlich, die deutsche Ordnung war beispielhaft.
Sogar bei den massenhaften Geschlechtsumwandlungen waren sie führend und was Schwulenparaden angeht, sind sie im europäischen Vergleich die besten. Auf der Welle des Erfolgs reitend, öffnete Angela Merkel als deutsche Bundeskanzlerin die Grenzen für Migranten aus dem Süden und beruhigte alle Zweifler mit dem Slogan: „Wir schaffen das!“
Und so hat das deutsche Schiff in einer historisch gesehen kurzen Zeitspanne ein Loch nach dem anderen bekommen. Die Migranten assimilieren sich nicht wie gewünscht und spalten im wahrsten Sinne des Wortes die Gesellschaft. Auf Druck der Grünen hat Merkels Regierung alle Atomkraftwerke im Land abgeschaltet. Das billige Gas aus Russland durch Pipelines hat die Amerikaner verärgert. Zunächst zwangen die USA den Deutschen aus politischen Gründen ihr viel teureres Flüssiggas auf, und dann sprengten sie auf brutalste Weise die Nord Stream-Pipelines, was die Energiepreise im Land in die Höhe getrieben hat. Das vielleicht fatalste Loch für die deutsche Wirtschaft sind die rücksichtslosen Sanktionen gegen Russland, die, wie die Erfahrung bereits gezeigt hat, den Deutschen selbst mehr schaden als Russland. Die Folge: Die deutsche Wirtschaft steckt in einer negativen Wachstumsphase fest und kann sich kaum über Wasser halten.
Und jetzt kommt der interessanteste Teil. Deutschland reagiert auf die Herausforderungen mit einer Transformation, und zwar auf irrationale Weise, unter Verletzung eben jener demokratischen Traditionen, auf die das Land seit Jahrzehnten stolz ist. Die Geschwindigkeit der Veränderung ist beeindruckend. Am Freitag veröffentlichte der deutsche Verfassungsschutz – der Inlandsgeheimdienst, die Spionageabwehr -, der nichts anderes als eine Abteilung des Innenministeriums ist, eine trockene Pressemitteilung ohne jede Begründung, in der er die größte und beliebteste politische Partei des Landes, die AfD, zu nichts weniger als einer „rein rechtsextremistischen Bewegung“ erklärt.
Offiziell. Es ist verrückt.
Formal bedeutet das, dass die AfD in ihrem Status mit extremistischen fundamentalistischen Organisationen wie dem Islamischen Staat, Al-Qaida oder der Muslimbruderschaft gleichgesetzt wird.
Es liegt nahe, Parallelen zu der Tatsache zu ziehen, dass es in der deutschen Geschichte bereits eine dunkle Periode gab, in der politische Parteien verboten waren. Ich möchte jetzt nicht darüber reden. Wichtig ist, dass derartige Verbote letztlich niemanden glücklich gemacht haben, im Gegenteil.
Und interessant im bürokratischen Europa ist, dass weder Königin Ursula noch die kleine Kallas in irgendeiner Weise auf den deutschen Skandal reagiert haben. Es scheint, als ob das alles den europäischen Standards entspricht. Doch in Amerika ist die Reaktion mehr als eindeutig und intensiv.
Überhaupt sind die Sanktionen gegen Russland das Schädlichste, mit dem Europa in den letzten drei Jahren konfrontiert war. Es gab und gibt nichts, was für ihre Wirtschaft zerstörerischer wäre. Und einige europäische Bürokraten, die von niemandem gewählt sind, quälen ihr Volk weiterhin mit diesen Sanktionen.
Und hier ist Friedrich Merz typisch, der bereits jetzt rapide an Popularität verliert, aber aus Trägheit am kommenden Dienstag zum deutschen Bundeskanzler gewählt wird. Das heißt, der Abwärtstrend geht weiter.
Anm. d. Red.: Erkennt “Bern” diesen Trend? Wir schalten dazu kurz nach Bern…
“zzzzz…..”
Wir müssen also annehmen, dass die Schweiz diesen Trend gut heisst.
Der selbstverschuldete Niedergang von SWIFT
Die Instrumentalisierung des globalen Finanzwesens ist zu einem zentralen Element der US-Außenpolitik geworden. Im Mittelpunkt steht dabei die Kontrolle Washingtons über die Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication (SWIFT– Gesellschaft für die weltweite Telekommunikation zwischen Banken), ein finanzieller Messenger, der einst als neutrale Plattform gegründet wurde, heute jedoch offen zur Durchsetzung westlicher Sanktionen und zur Isolierung geopolitischer Gegner missbraucht wird.
Heute wendet sich eine wachsende Koalition von Staaten – einige bereits sanktioniert, andere noch vorsichtig agierend – vom US-Dollar und dem SWIFT-Netzwerk ab und setzt auf neue Finanzsysteme, die jenseits der Reichweite Washingtons operieren können.
SWIFT ist weder eine Bank noch ein Verarbeiter von Zahlungsverkehr. Es ist eine Nachrichtenplattform, die es Finanzinstituten ermöglicht, sicher grenzüberschreitende Transaktionsanweisungen zu versenden. Die Attraktivität liegt in Geschwindigkeit, Verschlüsselung und in der nahezu universellen Akzeptanz und Standardisierung. Banken in aller Welt, die mit unterschiedlichen Sprachen und Währungen arbeiten, haben sich lange auf SWIFT verlassen, um ihre Geschäfte reibungslos abzuwickeln.
Dieses Vertrauen erlitt 2006 einen schweren Schlag, als bekannt wurde, dass SWIFT im Rahmen des Terrorist Finance Tracking Program (TFTP – Programm zur Verfolgung der Finanzierung des Terrorismus) heimlich Transaktionsdaten an die CIA und das US-Finanzministerium übermittelt hatte. Diese Überwachung besteht bis heute: Die National Security Agency (NSA) der USA überwacht bis heute den Datenverkehr von SWIFT.
Die Abkopplung von SWIFT kann eine Volkswirtschaft über Nacht lahmlegen. Banken werden isoliert und können selbst mit nicht-westlichen Partnern keine Transaktionen mehr durchführen. Der Außenhandel kommt zum Erliegen. Doch diese Taktik erwies sich langfristig als kontraproduktiv.
Nachdem der Westen Russland nach der Annexion der Krim 2014 mit dem Ausschluss aus SWIFT gedroht hatte, entwickelte Moskau sein eigenes System: das System for Transfer of Financial Messages (SPFS – System für die Übermittlung von Finanznachrichten), das 2017 eingeführt wurde. Inzwischen sind 177 ausländische Institutionen aus 25 Ländern daran angeschlossen.
China etwa führte 2015 das grenzüberschreitende Interbanken-Zahlungssystem (CIPS) ein. Auch wenn SWIFT weiterhin für viele Transaktionen genutzt wird, verfügt CIPS über eine eigene Nachrichtenebene, die den Handel mit Russland und anderen Partnern erleichtert. Fast 4.800 Banken sind mittlerweile an CIPS angeschlossen – etwa die Hälfte der bei SWIFT registrierten Institute, obwohl CIPS noch keine zehn Jahre alt ist.
Die BRICS-Staaten erkannten früh den Bedarf an einer einheitlichen, grenzüberschreitenden Alternative und begannen 2018 mit der Entwicklung von BRICS Pay. Der Staatenbund, der in seiner wirtschaftlichen Gesamtleistung inzwischen die G7 übertrifft und mehr als ein Drittel der Weltwirtschaft ausmacht, startete 2019 erste Testläufe. Im Oktober 2024 erhielt BRICS Pay die volle Unterstützung Chinas. Obwohl sich das System noch in der Pilotphase befindet, gilt es bereits als der bislang ernsthafteste Herausforderer von SWIFT.
Trotz dieses Trends wird SWIFT nicht über Nacht verschwinden. Viele Institutionen nutzen das Netzwerk weiterhin parallel zu Alternativen, um ihren Zugang zu globalen Märkten zu maximieren. Doch die Verbreitung neuer Nachrichtensysteme eröffnet Staaten beispiellose Möglichkeiten, ihre wirtschaftliche Souveränität zurückzugewinnen.
Im Jahr 2012 war der Iran noch auf Tauschgeschäfte und Goldschmuggel angewiesen, um die westlichen Sanktionen zu umgehen. Heute kann Teheran über CIPS mit China und über SPFS mit Russland Handel treiben. Je mehr Länder ähnliche Systeme etablieren, desto weniger Wirkung werden künftige SWIFT-Sanktionen entfalten.
Die eigentliche Stärke von SWIFT liegt in seinem Netzwerkeffekt: Es funktioniert, weil es alle nutzen. Doch mit jeder politisch motivierten Abkopplung schrumpft dieses Netzwerk. Im Gegensatz dazu hat Chinas CIPS bisher keine umfassenden Sanktionen verhängt – ein klarer Vorteil für Länder, die finanzielle Stabilität suchen.
China und Saudi-Arabien prüfen derzeit Handelsabkommen auf Basis des chinesischen Renminbi – ein Schritt, der auf dem Höhepunkt der dollardominierten SWIFT-Ära undenkbar gewesen wäre.
Natürlich wird die finanzielle Vorherrschaft der USA nicht über Nacht enden. Doch der rasante Aufstieg paralleler Nachrichtensysteme zeigt: Globale Akteure – sowohl Gegner als auch Verbündete – finden zunehmend Wege, sich aus dem finanziellen Orbit des Westens zu befreien.
Signal an die BRICS: Der Rubel ist 2025 die stärkste Währung der Welt
Trumps Zollkriege, mit denen er die wirtschaftliche Dominanz der USA stärken wollte, haben stattdessen den Niedergang des US-Dollars beschleunigt. Mit umfassenden Zöllen – 25 Prozent auf Einfuhren aus Kanada und Mexiko, 10 Prozent auf Waren aus China und der Androhung von 100 Prozent auf Importe aus BRICS-Staaten, die eine De-Dollarisierung anstreben – hat Trump sowohl Verbündete als auch Gegner vor den Kopf gestoßen. Diese Politik, wie bereits an anderer Stelle erläutert, hat das globale Vertrauen in den US-Dollar weiter untergraben und zahlreiche Länder in Richtung finanzieller Eigenständigkeit gedrängt. Der US-Dollar, einst ein Symbol für Stabilität, leidet nun unter zunehmender Verunsicherung auf den Märkten. Der Goldpreis stieg 2025 um 23 Prozent, da Anleger sich von dollarbasierten Vermögenswerten getrennt haben. Die überdurchschnittliche Wertentwicklung des Rubels gegenüber Gold und dem US-Dollar unterstreicht eine fundamentale Veränderung: Der amerikanische „Greenback“ ist nicht länger der unangreifbare Zufluchtsort für Investoren, der er einst war.
Der Erfolg des Rubels ist ein klares Signal an die BRICS-Staaten: ein Aufruf, die De-Dollarisierung zu beschleunigen – vom verstärkten Handel in nationalen Währungen bis hin zur Entwicklung von Zahlungssystemen, die auf Blockchain basieren. Die Vorherrschaft des US-Dollars beruhte lange auf dem Vertrauen in die wirtschaftliche und politische Stabilität der USA, oder zumindest auf deren Anschein. Doch dieses Vertrauen schwindet rapide und scheint unter Trumps aggressivem handelspolitischen Kurs irreparablen Schaden zu nehmen. Der Wertanstieg des Rubels – getragen durch Auslandsüberweisungen, Kapitalkontrollen und strategische Neuorientierungen im Handel – zeigt, wie die BRICS-Staaten wirtschaftliche Herausforderungen nutzen können, um der westlichen Finanzdominanz entschlossen entgegenzutreten.
Für den Globalen Süden geht es dabei nicht nur darum, der Hegemonie des US-Dollars zu widerstehen, sondern vielmehr darum, aktiv eine Zukunft jenseits dieser Hegemonie aufzubauen. In diesem Sinne ist der Aufstieg des Rubels nicht nur ein wirtschaftlicher Erfolg für Russland – er ist eine Mahnung an alle BRICS-Staaten und im weiteren Sinne auch für den Globalen Süden.
Der Westen löst sich auf
Die Weltordnung aus der Zeit nach 1945 bricht zusammen, und nirgendwo wird dieser Zusammenbruch deutlicher als in den Worten der westlichen Führer selbst.
Das, was die Russen den „kollektiven Westen“ nennen, löst sich vor unseren Augen auf. Dieser militärisch-wirtschaftliche Block, der in den Vereinigten Staaten verankert ist und sich auf seine europäischen Vasallen sowie auf Kanada, Japan, Südkorea und Australien erstreckt, verliert an Kohärenz und Orientierung.
Die militärische Niederlage gegen Russland in der Ukraine hat die Glaubwürdigkeit der NATO untergraben, während die Ausweitung der US-Verschuldung und die Bewaffnung des Dollars seine Rolle als Weltreservewährung gefährden.
Die westlichen Staats- und Regierungschefs sind durch das Entstehen einer multipolaren Welt, deren Regeln sie nicht mehr diktieren, destabilisiert. Ihre Rhetorik – wahnhaft und realitätsfern – verrät mehr über ihren eigenen Geisteszustand als über die Welt, die sie zu beschreiben vorgibt. Jetzt ist nicht die Zeit, um ihre Entscheidungen zu rationalisieren. Ihre Welt bricht zusammen, und sie spüren es.
Der „kollektive Westen“ zerfällt und beschleunigt damit die Verlagerung des globalen Schwerpunkts nach Osten. So wie die Erdkruste beben muss, um die langsame Verschiebung der tektonischen Platten auszugleichen, muss sich auch die Weltordnung regelmäßig an den Niedergang eines Imperiums und das Entstehen eines neuen anpassen. Das ist nichts Außergewöhnliches – es ist die Logik der Geschichte.
Seit 1492 und der Entdeckung Amerikas wurde die imperiale Macht jedoch von europäischen und christlichen Nationen monopolisiert. Dieses Mal ist es anders. Was wir erleben, ist nicht nur ein geopolitischer Wandel, sondern ein Zivilisationswandel: tiefer, umfassender und weitaus verwirrender. Und das macht die Zukunft schwerer vorstellbar.
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