Geopolitische Wochenschau 46/25

Weitere Netzfunde in der wöchentlichen Zusammenstellung.

Warum die EU unbedingt den Feind Russland braucht

Ich habe am Montag in einer Kurzmeldung über ein Interview berichtet, das der polnische Ministerpräsident Tusk der Gazeta Wyborcza gegeben hat. Darin äußerte er die Befürchtung, der Westen könne gespalten werden. Und er sagte, dass die Einheit der EU einen „gemeinsamen, klar definierten Feind“ erfordere. Und er fügte hinzu: 

„Ich weiß, dass das ein unpopulärer Ansatz ist, aber ich werde meine Meinung nicht ändern und alles dafür tun, dass diese außergewöhnliche Situation so lange wie möglich anhält.“

Im Klartext sagte Tusk damit, dass er alles dafür tun werde, dass die Feindschaft der EU und ihrer Mitgliedstaaten mit Russland so lange wie möglich anhält.

Bei der NATO beispielsweise ist das offensichtlich, denn welchen Sinn hat ein teures Militärbündnis, wenn es keinen Feind gibt? Die NATO braucht einen Feind, um ihre Existenz zu rechtfertigen.

Aber warum ist das bei der EU so? Warum braucht die unbedingt einen Feind?

Wer die Erklärungen aus Brüssel nicht nur der letzten Jahre, sondern der letzten zwei Jahrzehnte verfolgt hat, der hat immer gehört, dass die EU immer mehr “zusammenwachsen” soll und dass die Mitgliedsstaaten der EU immer mehr Kompetenzen an Brüssel abgeben sollen. Das bedeutet im Klartext, dass es das Ziel ist, die EU in eine Art föderalen Quasi-Staat zu verwandeln. Das wiederum würde bedeuten, dass die nationalen, gewählten Parlamente der Mitgliedsstaaten immer weniger zu sagen haben, weil alles in Brüssel entschieden wird.

Aber die Idee, die nationalen Parlamente zugunsten von Brüssel zu entmachten, ist in den EU-Staaten ausgesprochen unbeliebt. Daher braucht die EU, wenn sie trotzdem immer mehr Rechte an sich reißen will, eine äußere Bedrohung, mit der sie diese Verlagerung von Kompetenzen begründen kann.

Der Krieg in der Ukraine hat der EU neue Möglichkeiten erschaffen, die sie ohne den Krieg nicht hätte. Die EU reißt gerade die Kontrolle über die Rüstungsaufträge in der EU an sich, wofür in der EU-Kommission eigens ein Kommissar für Verteidigung geschaffen wurde. Und die EU versucht gerade, mit diversen Tricks, endlich eigene Steuern erheben zu können, um finanziell mächtiger zu werden.

Dass die EU außerdem vehement dafür kämpft, das Vetorecht in der EU abzuschaffen, ist ebenfalls ein Schritt in diese Richtung.


Warum die ukrainischen Streitkräfte ausbluten

Die ukrainische Armee hat massive Personalprobleme. Jeden Monat desertieren aus der Armee so viele Soldaten, wie neu zwangsmobilisiert werden, während gleichzeitig jeden Monat zehntausende ukrainische Soldaten fallen oder verletzt werden und damit für den Kampf ausfallen.

Die Moral der ukrainischen Streitkräfte muss – trotz aller anderslautenden Meldungen und Erklärungen im Westen – katastrophal sein. Im Juni wurde gemeldet, dass von Januar bis Juni 2025 bereits 107.000 Soldaten aus den ukrainischen Streitkräften desertiert sind, was ein neuer Rekord war. Und die Zahlen sind in den folgenden Monaten bis heute weiter gestiegen.

Im Juni wurde auch gemeldet, dass die im ersten Halbjahr 2025 eingeleiteten Strafverfahren 46 Prozent aller Fälle wegen unerlaubten Verlassens einer Militäreinheit seit 2022 ausmachen, denn seitdem wurden deswegen insgesamt 230.804 Verfahren eingeleitet. Mit anderen Worten, in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 sind fast so viele ukrainische Soldaten desertiert, wie in den drei Jahren zuvor zusammengenommen.

Wegen des Problems hat die Ukraine eigens ihre Gesetze geändert und klagt nur eine verschwindend geringe Zahl der Deserteure wegen Desertation an, worauf eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung steht. Um wieder eingefangene Soldaten erneut an die Front schicken zu können, wird gegen die meisten nun ein Verfahren wegen unerlaubten Verlassens der Truppe eingeleitet, was nur mit einer Geldstrafe bestraft wird und ihre Rückführung an die Front ermöglicht.

Darüber hinaus, so hieß es im Juni aus der Ukraine, würden Deserteure nun selbst bei der Einleitung eines Strafverfahrens nicht mehr von den Personallisten der Militäreinheiten gestrichen, um die Illusion komplett ausgerüsteter Einheiten zu erwecken und die tatsächliche Lage an der Front zu verschleiern.

Zum aktuellen Zeitpunkt gehen Schätzungen davon aus, dass seit Beginn der Eskalation im Februar 2022 bis zu fünf Millionen Männer im wehrfähigen Alter das Land verlassen haben. Weitere 100.000 junge Männer zwischen 18 und 22 Jahren sind in den letzten zwei Monaten aus der Ukraine geflohen, nachdem Selensky ihnen die Ausreise aus der Ukraine erlaubt hatte. Hinzu kommen die Desertionen, denn in der Ukraine wird nach fast 500.000 Soldaten gefahndet, die sich unerlaubt von der Truppe entfernt haben.

Nun gab es zu dem Thema eine neue Meldung aus der Ukraine, über die die russische Nachrichtenagentur TASS berichtet hat. Demnach desertieren nun so viele Soldaten, dass deren Zahl der Anzahl der neu Zwangsmobilisierten entspricht, was bedeutet, dass die ukrainischen Streitkräfte in Summe keinen Ersatz mehr für durch Verwundung, Tod oder Gefangennahme verlorene Soldaten erhalten.


EU-Pläne für „Zentrum zur Bekämpfung von Desinformation“ nehmen Form an

“Ursula von der Leyen macht ihrem Spitznamen „Zensursula“ weiter alle Ehre. Sie hatte schon im letzten Jahr angekündigt, ein „Zentrums für Demokratische Resilienz“ einzurichten, dessen Aufgabe es sein soll, abweichende Meinungen in der EU noch härter zu bekämpfen als das ohnehin schon geschieht. Das soll wieder unter dem Kampfbegriff des „Kampfes gegen Desinformation“ geschehen, den die EU und ihre Mitgliedsstaaten seit der Corona-Zeit aggressiv für alle Meldungen oder Meinungsäußerungen benutzen, die ihrer politischen Linie widersprechen.


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Der falsch diagnostizierte Patient liegt im Sterben

Der US-Thinktank Quincy Institute for Responsible Statecraft hat in einem Artikel die wohl realistische Beurteilung der Ursachen des Ukraine-Krieges veröffentlicht, die ich im Westen seit der Eskalation 2022 gesehen habe. Und da der Autor des Artikels die Ursachen des Krieges verstanden hat, konnte er auch einen gangbaren Weg aufzeigen, wie der Konflikt zu lösen wäre.

Die ganze Zeit wurde uns erzählt, es gehe um aggressive Expansion, und der Westen verfolge eine Strategie der Abschreckung. Das war falsch.

Ein Erfolg oder Misserfolg wird von einer einfachen Voraussetzung abhängen: Man muss ein Problem erst verstehen lernen, um es lösen zu können. Leider diagnostiziert der Westen das Problem, mit dem er in der Ukraine konfrontiert ist, seit mehr als einem Jahrzehnt falsch – mit zunehmend tragischen Folgen. Und die Zeit, in der Präsident Trump diese Fehldiagnose und die entsprechende politische Rezeptur korrigieren kann, läuft schnell ab.

Die westlichen Vorstellungen einer Nachkriegsordnung liegt der Forderung zugrunde, dass die Ukraine mit einer NATO-ähnlichen Garantie nach Artikel 5 oder einer europäischen „Rückversicherungstruppe“ auf ukrainischem Gebiet abgesichert werden müsse. Andernfalls, so die Annahme, werde Russland nach einem Abkommen nur Zeit gewinnen, um sich neu zu gruppieren und die Ukraine erneut zu überfallen.

Je weniger diese Strategie Früchte trägt, desto stärker fordern ihre Befürworter, noch mehr wirtschaftlichen, militärischen und diplomatischen Druck auf Moskau auszuüben. Daher die Rufe nach verschärften Sanktionen gegen Russland und nach Aufhebung der Beschränkungen für Reichweite und Schlagkraft westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine. Daher auch der jüngste Vorschlag, die Ukraine mit einer weiteren angeblichen „Wunderwaffe“ auszustatten, diesmal mit Tomahawk-Marschflugkörpern, die Putin endlich zur Vernunft bringen sollen.

Doch dieses Rezept ist nicht an einer zu geringen Dosierung gescheitert, sondern daran, dass die Architekten der westlichen Außenpolitik das Problem, das sie zu lösen versuchen, grundlegend missverstanden haben.

Die russische Invasion der Ukraine ist weniger ein Abschreckungsproblem – also eine Neuauflage des aggressiven Expansionismus à la NS-Deutschland – als vielmehr ein Problem der Eskalationsspirale: eine klassische Situation des „Sicherheitsdilemmas“, in die Akteure Maßnahmen ergreifen, die sie für vorsorglich-defensiv halten, die aber von der Gegenseite als Bedrohung wahrgenommen werden. So entsteht eine Kette von Aktion und Reaktion, bei der jede Seite überzeugt ist, sich nur zu verteidigen – ein Abstieg in den Krieg ähnlich dem Vorfeld des Ersten Weltkriegs.

Mit anderen Worten: Putins Hauptmotiv für die Invasion der Ukraine war nicht die Gier nach Territorium oder der Wille zum Wiederaufbau eines Imperiums. Wäre das der Fall gewesen, hätte er den Donbass 2014 zusammen mit der Krim annektieren können, als die Ukraine militärisch weit schwächer war. Doch er tat dies acht Jahre lang nicht

Seine Hauptmotivation war vielmehr die Überzeugung, dass die USA und die NATO ihre sicherheitspolitische Präsenz in der zunehmend anti-russischen Ukraine stetig ausbauten – Schritte, die der Westen als Abschreckung verstand, die Russland jedoch als Provokation wertete – und das Land in eine Art „unsinkbaren Flugzeugträger“ verwandelten, also in eine Basis westlicher Militär- und Geheimdienstoperationen gegen Moskau.

Vor der Invasion übergaben russische Vertreter den USA und der NATO Vertragsentwürfe, die verlangten, die weitere Expansion des Bündnisses einzustellen und westliche Truppen von Russlands Grenzen abzuziehen. Die Vertreter der USA und der EU lehnten dies ab und beharrten darauf, dass die Ukraine eines Tages der NATO beitreten werde und Russland darüber kein Vetorecht habe.

Auf die Frage, wie er auf Russlands Einwände gegen die NATO-Erweiterung in der Ukraine reagiere, sagte Präsident Biden gegenüber Reportern, er werde „keine roten Linien von irgendwem anerkennen“. Wenige Wochen später befahl Putin die Invasion.

Wie wir das Grundproblem des Ukraine-Krieges diagnostizieren, ist von entscheidender Bedeutung. Nach Kompromissen zu suchen, ist in der Tat kontraproduktiv, wenn man es mit einem expansiven Schurkenstaat zu tun hat, denn so ein „Appeasement“ signalisiert Schwäche und ermutigt Aggressoren. Doch bei einem Sicherheitsdilemma verschärft eine Verdoppelung der Abschreckung das Problem nur, denn jede Seite fühlt sich in ihrem Bild eines unversöhnlichen Feindes bestätigt, den man nur mit Gewalt stoppen könne – und klettert weiter die Eskalationsleiter hinauf. Wenn also der einzige Weg aus der Eskalationsspirale in der Ukraine ein ausgehandelter Kompromiss ist, wie könnte dieser aussehen?

Er würde nicht damit beginnen, um strittige Territorien zu feilschen, denn diese Frage war nie die Hauptursache des Krieges. Er müsste damit beginnen, die zentralen Sicherheitsbedenken beider Seiten so zu adressieren, dass keine Seite sich übermäßig bedroht fühlt. Der Westen würde zusichern, die Ukraine nicht in die NATO aufzunehmen, nach einem Abkommen keine westlichen Kampftruppen in der Ukraine zu stationieren und Kiew keine Langstreckenwaffen zu liefern.

Im Gegenzug würde Russland den EU-Beitritt der Ukraine akzeptieren, das ukrainische Recht auf wirksame Selbstverteidigung anerkennen und sich bereit erklären, dass Kiew westliche Waffen, Ausbildung und logistische Unterstützung erhält.

Die Details eines solchen Sicherheitsabkommens müssten verhandelt und präzisiert werden, doch ein solcher Kompromiss wäre bald erreichbar, sollte das Team von Donald Trump ihn aktiv verfolgen. Putin hat öffentlich erklärt, dass Russland nichts gegen eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine einzuwenden habe; beim Alaska-Gipfel sagte er, „die Sicherheit der Ukraine müsse ebenso gewährleistet werden, wie die Russlands“ und „wir sind bereit, daran zu arbeiten“. Auf ukrainischer Seite wächst das Verständnis, dass eine NATO-Mitgliedschaft unrealistisch ist – zumal die USA wiederholt klargemacht haben, dass sie nicht für die Ukraine in den Krieg ziehen werden – und dass garantierte „Rückschlag“-Sanktionen und fortgesetzte westliche Militärhilfe das Beste sind, worauf sie hoffen können.

Wenig überraschend lehnen die altbekannten Meinungsführer in Regierung und Medien, die in der US-Außenpolitik seit Jahrzehnten dominieren, weiterhin jeden Kompromiss mit Russland ab. Doch ihre Sichtweise ist ein wesentlicher Teil des Problems, das diesen Konflikt überhaupt erst ausgelöst hat.


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US-Thinktank rechnet vor, warum Russland den Krieg finanziell noch lange durchhalten kann

Ich weise immer wieder auf einen entscheidenden Unterschied zwischen der russischen und der westlichen Rüstungsindustrie hin, der dazu führt, dass beispielsweise eine russische Artilleriegranate etwa 500 Dollar kostet, während westliche Staaten für ihre Artilleriegranaten heute etwa 8.000 Dollar bezahlen. Das Gleiche gilt natürlich auch für alle anderen Waffensysteme wie Raketen, Flugzeuge, Panzer, Drohnen und so weiter: Die russischen Streitkräfte bekommen ihre Waffen für einen Bruchteil der Preise, die westliche Staaten bezahlen.

Der Grund dafür ist, dass die westliche Rüstungsindustrie privat ist und nur ein einziges Ziel hat: Geld zu verdienen. Das hat dazu geführt, dass westliche Waffen in der Anschaffung teuer und dann sehr wartungsintensiv sind, weil das große Geld hinterher mit der Wartung verdient wird.

Die russische Rüstungsindustrie ist hingegen in Staatsbesitz, weshalb ihr Ziel nicht ist, Gewinne zu machen, sondern ihr Ziel ist die Entwicklung und Produktion von günstigen und wartungsfreundlichen Waffen.

Im Kern zeigt dies das Scheitern des westlichen Wirtschaftssystems auf, in dem staatliche Konzerne verpönt sind, weil die Privaten ja angeblich alles besser, schneller und billiger machen können, weil sie angeblich viel effizienter sind. Der Krieg in der Ukraine zeigt am Beispiel der Rüstungsindustrie, dass das Gegenteil ist: Die Privaten machen alles in erster Linie viel teurer.

Der Westen neigt dazu, die Kosten für russische Waffen zu übertreiben, um den Eindruck zu erwecken, Moskau stecke finanziell in der Klemme, um damit das Narrativ eines bevorstehenden ukrainischen Sieges zu stützen – während gleichzeitig reale Ineffizienzen in der US-Rüstungsindustrie verdeckt werden.

Indem westliche Schätzungen davon ausgehen, dass russische Waffen ähnliche Produktionskosten verursachen wie US-Systeme, oder indem Exportpreise mit Russlands inländischen Produktionskosten verwechselt werden, entstehen irreführende Zahlen.

Diese künstlich aufgeblähten Kosten sollen den Eindruck erwecken, dass die finanzielle Belastung Moskaus enorm sei, während gleichzeitig die zunehmenden Schwierigkeiten der Ukraine und der NATO verschleiert werden, Russlands vergleichsweise preiswerte Raketen und Drohnen wirksam abzuwehren.

Darüber hinaus verdecken diese Schätzungen eine harte Realität: Aufgrund der Schwierigkeiten, die Produktion der extrem teuren westlichen Raketen auszuweiten – kombiniert mit niedrigen tatsächlichen Abfangraten – würden selbst dann, wenn die USA und Europa alle ihre Luftabwehrraketen in die Ukraine schicken würden, die meisten russischen Raketen- und Drohnenangriffe nicht abgewehrt werden können.

Viele Artikel, die die angeblich hohen Kosten russischer Raketenangriffe betonen, greifen auf Schätzungen aus dem besagten Forbes-Artikel vom Oktober 2022 zurück. Darin wurden zentrale russische Raketentypen mit folgenden Stückkosten veranschlagt: Kh-101: 13 Mio. US-$, Kalibr: 6,5 Mio. US-$, Iskander: 3 Mio. US-$, P-800 Oniks: 1,25 Mio. US-$, Kh-22: 1 Mio. US-$, Totschka-U: 0,3 Mio. US-$.

Während einige dieser Schätzungen plausibel wirken, orientieren sich viele auffällig an den Preisen, die US-Steuerzahler für vergleichbare Systeme zahlen würden.

Das ukrainische Defense Express bemühte sich um realistischere Zahlen: Kh-101: 1,2 Mio. US-$, Kalibr: rund 1 Mio. US-$, Iskander R-500: 1 Mio. US-$, Iskander 9M723 ballistisch: 2 Mio. US-$, Nachfolger der SS-N-22 „Sunburn“ (Überschall-Anti-Schiffsrakete): ca. 3 Mio. US-$.

Für die Kinzhal (Kh-47M2) gab es keine Schätzung, doch da sie im Wesentlichen eine luftgestützte Variante der Iskander 9M723 ist, dürfte ihr Stückpreis ähnlich sein: etwa 2 Mio. US-$.

Dennoch sind die Produktionskosten in Russland deutlich geringer als in den USA: Die durchschnittlichen Löhne in der russischen Rüstungsindustrie liegen bei rund 1.200 US-$ pro Monat, in den USA bei mindestens 4.000 $. Auch Material wie Stahl, Titan und Verbundstoffe sind in Russland billiger. Zudem legt Russlands Verteidigungsindustrie Wert auf Massenproduktion und Effizienz, während in den USA Rentabilität und Aktionärsinteressen im Vordergrund stehen.

Bei der Entwicklung von Waffensystemen setzt Russland typischerweise auf evolutionäre Verbesserungen bewährter Modelle, während die USA oft auf revolutionäre Designs mit nicht getesteten Technologien setzen, was die Kosten massiv erhöht.

Ein Vergleich zwischen der US-amerikanischen Patriot PAC-3 MSE-Abfangrakete und der russischen S-400 9M96E2-Rakete: Beide sind agile Kurzstreckenraketen mit einer Reichweite von etwa 100 Kilometern, beide verwenden aktive Radarsteuerung und erreichen Abfanggeschwindigkeiten um Mach 5. Doch während die PAC-3 MSE 4 bis 6 Millionen US-$ kostet, liegt die 9M96E2 bei 500.000 bis 1 Million US-$.

Ein Artikel der Financial Times vom 2. Oktober 2025 liefert einen deutlichen Hinweis: Die Patriot-Abfangrate lag im August bei 37 Prozent, fiel im September jedoch auf nur 6 Prozent. Selbst wenn man die optimistische Zahl von 37 Prozent akzeptiert, wären fünf Abfangraketen nötig, um eine Kinzhal mit 90 Prozent Wahrscheinlichkeit zu treffen. Bei 6 Prozent Erfolgsquote wären es 38 Patriots.

Laut Military Watch und anderen Quellen wurde am 16. Mai 2023 ein Patriot-System (Radar und mindestens ein Werfer) durch eine Kinzhal zerstört, obwohl es 32 Patriot-Abfangraketen abgefeuert hat, um sich zu schützen. Diese Meldung ist umstritten, doch angesichts der bekannten Übertreibungen bei Erfolgsmeldungen bei der Luftabwehr und der mangelnden Transparenz über tatsächliche ukrainische Verluste lässt sich der Bericht nicht einfach vom Tisch wischen.

Indem westliche Analysten die Kosten russischer Raketen überhöhen, übertreiben sie Russlands finanzielle Belastung und decken gleichzeitig die überzogenen Preise westlicher Rüstungskonzerne. Diese Verzerrung verdeckt die Realität, dass Russlands kosteneffiziente Massenproduktion einen erheblichen Vorteil in der Nachhaltigkeit verschafft, während die hohen westlichen Kosten und die Produktionsprobleme in den USA in einem längeren Konflikt ein schwerwiegender Nachteil wären – und im Ernstfall gegen einen ebenbürtigen Gegner, der Tausende Raketen gleichzeitig abfeuern kann, sogar ein fataler.


⭐️⭐️⭐️
Russlands neue Waffentechnik könnte die gesamte Luftfahrt revolutionieren

Russlands Ingenieure haben Reaktoren gebaut, die so klein sind, dass sie ein Flugzeug antreiben können. Das kann dann nahezu unbegrenzt fliegen.

In der Sowjetunion und im modernen Russland wurde und wird wertfreie Forschung betrieben, während im Westen vor allem Forschung betrieben wird, die einen kommerziellen Nutzen erwarten lässt. Die wurde von Privatunternehmen finanziert und wenn ein solcher Nutzen nicht absehbar war, fehlte das Geld für diese Forschungen. Auch in der DDR wurde wertfreie Forschung betrieben. Diese unterschiedliche Herangehensweise an die Geheimnisse der Physik und Chemie hat dazu geführt, dass in Russland ein enormer Wissensschatz angesammelt worden ist, während im Westen die Grundlagenforschung für scheinbar unsinnige Bereiche zum Stiefkind verkommen ist. Gerade in der Militärtechnik ist zu beobachten, dass Russland mittlerweile dem Westen deutlich überlegen ist. Man denke nur an die Hyperschalltechnologie.

Mit der „Oreschnik-Rakete“ hat Russland schon vorgeführt, dass es über eine Waffe verfügt, die nicht abgewehrt werden kann. Der Westen hat nichts vergleichbares.

Den russischen Ingenieuren ist nun gelungen, für die Poseidon einen Reaktor zu bauen, der nur noch ein Prozent an Gewicht und Volumen eines herkömmlichen Reaktors hat. Nicht nur das. Während ein klassischer Reaktor ziemlich viel Zeit braucht um hochzufahren, mehrere Tage, kann dieser in weniger als einer Minute von Null auf Leistung gefahren werden. Wie lange er dann in der Lage ist Leistung abzugeben wird nicht verraten, aber es könnten Jahre sein und der Poseidon erreicht Geschwindigkeiten unter Wasser, die bislang ebenfalls unvorstellbar waren.

Ist der Poseidon schon eine „Armageddon-Waffe“, lauert da noch der Burewestnik. Und es ist nochmals etwas anderes, einen Atomreaktor zum Antrieb eines Flugkörpers zu bauen. Der muss wirklich klein und leicht sein und auch das ist den russischen Ingenieuren gelungen. Der Burewestnik-Reaktor ist nochmals um mehr als Faktor zehn kleiner und leichter als der der Poseidon. Niemand im Westen weiß, wie die Russen das gemacht haben, aber diese Mini-Reaktoren sind Realität. Schließlich hat der Burewestnik mit einem 15-stündigen Flug über 14.000 Kilometer den Nachweis erbracht. Und nein, eine verhältnismäßig kleine Drohne wie diese kann mit Kerosinantrieb keine derartige Leistung bringen. Es wird gesagt, dass der Burewestnik wahrscheinlich wochen-, monate- oder gar jahrelang in der Luft bleiben kann und das in einer Höhe von nur 50 Metern bis hoch in die Stratosphäre. Mit einem Atomsprengkopf an Bord. Ein Albtraum für jeden Feind, weil sie aus allen unerwarteten Richtungen alle Verteidigungsmaßnahmen umgehen kann.

Betrachten wir stattdessen die geradezu unglaublichen Entwicklungen, die mit dieser neuen russischen Technologie möglich werden. Die gesamte Energiewirtschaft kann in eine neue Ära geführt werden. Mit kleinen, ja Mini-Reaktoren, die wahrscheinlich nicht einmal 100 Kg wiegen und transportabel sind, kann eine dezentrale Versorgung mit Mini-Atomkraftwerken realisiert werden. Es gibt schon zwei Typen. Den größeren in der Poseidon, der eine ganze Gemeinde mit Energie versorgen kann und den Mini, der genügend Energie für ein Hochhaus produziert. Die Gefahr eines Reaktorunfalls existiert praktisch nicht, denn die Menge an Kernbrennstoff ist zu gering, um eine eigenständige Kettenreaktion auszulösen. Es ist noch nicht bekannt, wie die russischen Ingenieure derart kleine Mengen zur Reaktion bringen.

Der Burewestnik fliegt mit Atomkraft. Wenn die so fliegen kann, können auch andere Luftfahrzeuge mit derselben Technik angetrieben werden. In einem konventionellen Strahltriebwerk wird Kerosin verbrannt, in einer Brennkammer, und so wird Luft erhitzt und das Ding läuft. Dasselbe kann aber mit jeder Hitzequelle erreicht werden. Auch mit einem Mini-Reaktor. Betrachten wir kurz, welche Leistung für den Flug des Burewestnik aufgebracht werden muss. Grob geschätzt müssen das um die zehn Megawatt sein. Ich nehme an, dass es technisch kein Problem sein wird, auch einen Motor mit 20 oder mehr Megawatt zu bauen. So halte ich es für möglich, ein Flugzeug wie zum Beispiel einen A-340 fliegen zu lassen, mit vier dieser Motoren, anstatt vier konventionellen Triebwerken.

Wenn man dazu bedenkt, dass zum Beispiel eine B-747 für einen Überseeflug um die 160 Tonnen Kerosin aufnehmen muss wird erkennbar, dass eben diese 160 Tonnen an Fracht zugeladen werden könnten. Man braucht ja kein Kerosin mehr. Es wird eine vollkommen neue Generation an Flugzeugen entwickelt werden.

Was Russland jetzt mit dem Burewestnik und dem Poseidon vorgeführt hat, klang gestern noch wie eine unerreichbare Zukunftsvision. Jetzt ist es Realität. Russland hat das Monopol für diese Technologie und das wird auf absehbare Zeit so bleiben. Alle benötigten Komponenten stammen ausschließlich aus russischer Produktion. Ich bin gespannt, wann Russland die ersten zivilen Versionen vorstellen wird. So oder so, diese neue Technik wird die gesamte Energiewirtschaft auf den Kopf stellen.

Erdöl? Nur noch als chemischer Grundstoff.


So landen die an die Ukraine gelieferten Waffen in kriminellen Organisationen

Dieser Konflikt hat sich sofort zu einem großen Geschäft für die organisierte Kriminalität entwickelt. Nach dem Ende der Feindseligkeiten stellte die enorme Menge an Waffen, die noch im Umlauf war, sofort einen Bereich dar, mit dem sich viel Geld verdienen ließ. Die organisierte Kriminalität nutzte das korrupte System, um sich Sturmgewehre, Pistolen und Munition anzueignen, die auf den Schwarzmarkt gelangten. Viele Waffen wurden gegen Geld verkauft. Einige der damaligen Waffen sind noch heute im Umlauf und wurden beispielsweise von der ‚Ndrangheta und der apulischen Mafia verwendet.

Die Nicht-Rückverfolgbarkeit dieser Waffen begünstigt den Schwarzmarkt und damit die Mafia und den Terrorismus. Das Fehlen eines Rückverfolgungssystems macht es unmöglich, die Herkunft der bei Polizeieinsätzen sichergestellten Waffen festzustellen. Es besteht jedoch die Befürchtung, dass sich die Kriegsvorräte mit der Zeit immer mehr auf dem internationalen Schwarzmarkt verteilen. Die russische und die ukrainische Mafia zeigen die Neigung dieser Region zum illegalen Waffenhandel. Europol und Eurojust hatten bereits 2022 detaillierte Berichte über das Risiko vorgelegt, dass die in die Ukraine gelieferten Waffen auf den Schwarzmarkt gelangen und damit illegale Kreisläufe von kriminellen Mafia- und Terrororganisationen alimentieren könnten. Zu den gefährdeten Materialien zählten Sprengstoffe, Militärgranaten, AK-12-Delta-Force-Sturmgewehre, Präzisionsgewehre und Panzerabwehrminen.

Die Mafiaorganisationen kaufen Waffen nicht nur für sich selbst, sondern nutzen sie auch als Tauschware. Die Waffenarsenale bilden das militärische und korrupte Vermögen der kriminellen Organisationen, das auch dazu genutzt werden kann, Einschüchterungs- und Korruptionsmacht zu demonstrieren. Die Waffen selbst dienen dazu, ihre Macht auszuüben, wenn Korruption nicht funktioniert. Der Zugang zu einem immer größer werdenden Schwarzmarkt bedeutet eine Stärkung ihres Einflusses in verschiedenen kriminellen Bereichen, darunter der Drogenhandel und das korrupte Mafiasystem.

Gibt es für die Mafia neben Waffen noch andere Geschäfte, die aus dem Krieg hervorgehen?

Vincenzo Musacchio: An erster Stelle steht sicherlich der Wiederaufbau nach dem Krieg. Die enormen Geldströme, die nach Kriegsende in die Ukraine fließen werden, sind ein Glücksfall für die Mafia. Es gibt auch neue Möglichkeiten für die organisierte Kriminalität. In der Ukraine entwickelt sich bereits ein Schwarzmarkt für lebensrettende Medikamente: Insulin, Antibiotika, Medikamente zur Blutstillung. Auch der Konsum von natürlichen und chemischen Drogen wird zunehmen. Die russische und die ukrainische Mafia verdienen Millionen Euro, indem sie auch den Handel mit Menschen und menschlichen Organen ausnutzen. Ohne eine angemessene Überwachung in diesen Bereichen besteht die Gefahr, dass die Ukraine zum nächsten großen Geschäft für transnationale Mafiaorganisationen wird.

Der Anstieg des Waffenhandels aus der Ukraine ist für alle offensichtlich. Als Beweis genügt ein Blick auf die Zahl der Beschlagnahmungen von 2015 bis 2024: ein in der Weltkriminalitätsgeschichte beispielloser Anstieg. Viele Waffen gelangen über die polnische Grenze in die Ukraine, wo sie sortiert und an die Frontgebiete verteilt werden. Sobald sie jedoch die Grenze überschritten haben, verliert sich die Spur vieler Waffen, und der Schmuggel floriert natürlich.

Im Jahr 2024 beschlagnahmte Europol ein Flugabwehrmaschinengewehr vom Typ ZU-23-2, das für etwa 8.000 Dollar zum Verkauf angeboten wurde, während im August 2024 in Lemberg eine Gruppe von Waffenhändlern mit einem Arsenal von hundert Pistolen, zwanzig Sturmgewehren, dreißig Granaten und fast fünfzigtausend Schuss Munition zerschlagen wurde. Dies ist nur ein kleiner Teil dessen, was tatsächlich im europäischen und internationalen Waffenhandel geschieht.

Ein illegaler Handel, ähnlich wie er bereits auf dem Balkan stattgefunden hat. Die weit verbreitete Verfügbarkeit von Waffen (auch technologisch hochentwickelten wie beispielsweise Drohnen) wird, wie bereits erwähnt, einen Bereich darstellen, den die Mafia ausnutzen wird, insbesondere unter den derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen. Das Volkseinkommen (BIP) der Ukraine ist seit Beginn des Krieges drastisch gesunken, und Millionen von Bürgern haben das Land verlassen. Die bereits vor dem Konflikt endemische Korruption ist ein weiterer Faktor, der dazu beitragen könnte, dass Waffen unter die Kontrolle krimineller Organisationen gelangen, die in der westlichen Hilfe eine Chance sehen, die sie sich nicht entgehen lassen wollen. Was uns in naher Zukunft erwartet, ist sicherlich eine erhebliche Gefahr, die nicht nur ganz Europa, sondern auch den Rest der Welt betreffen wird.

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