Geopolitische Wochenschau 17/2024

Weitere Netzfunde in der wöchentlichen Zusammenstellung.

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Shockwaves to Shattered Defenses: The Myth of Israeli Supremacy Crumbles

For the first time, the backbone of the Axis of Resistance targeted Israel directly from its territory, launching the largest missile attack ever recorded against Israel and the largest drone attack in history. We have entered a whole new phase in the Arab-Israeli and Persian-Israeli conflict, and this is the final one as all the taboos have now been broken, and new equations have been established.

Israel’s deterrence capacity no longer exists. Since October 7, Hamas, Hezbollah, Ansar Allah and the Iraqi Resistance have shattered it. Still, these were Resistance movements, not a State with much more to lose. This direct action by Iran is all the more significant as Israel has been threatening to bomb Iran for decades without ever daring to do so, while Iran very quickly carried out its threats.

Iran launched its strike despite U.S. and Western threats, demonstrating unparalleled courage and a readiness to enter into a regional war and directly threatening the United States and its Arab vassals in the region with direct strikes in the event of interference. This audacity foiled the bluff of the Biden administration, which officially declared that it would not support an Israeli response from which it disassociated itself in advance.

Iran’s military powers was clearly demonstrated. Despite the fact that this attack was known in advance and that the capabilities – both aviation and anti-missile defenses of no less than five military powers directly assisting Israel (the United States, Great Britain, France, Saudi Arabia and Jordan) were unable to stop Iran from striking Israeli territory. Israel’s defense systems were saturated, sirens sounded from north to south for hours, and yet at least twenty direct hits were recorded.

Finally, as Marwa Osman put it, the failure of Israel’s five layers of defense was compensated for by a sixth layer of media defense, with journalists repeating that Israel and its allies were able to intercept 99% of the projectiles. Given the impacts recorded, this would mean that Iran fired 1,000 to 2,000 drones and missiles, whereas all the Western data puts the figure below 500; the aim of this deceit was obviously to allow Israel to save face and enable it to claim victory as it supposedly was able to intercept 99% of the projectiles.

This is a truly tectonic shift in the equations of power and deterrence. Those who play down the importance of the attack ignore its long-term political and strategic significance, which is in line with Iran’s vision, shared by the entire Axis of Resistance, of the form, scale and timing of the struggle against Israel. As Fadi Quran, the Campaign Director of Avaaz, pointed out following the attack,

This is a huge strategic cost to Israel, while Arab regimes are now being blasted by their peoples, particularly the Jordanian monarchy, for not doing anything to protect Gazans but then going all out to protect Israel. Crucially, Iran can now reverse engineer all the intel gathered from this attack to make a much more deadly one credible. While the U.S. and Israel will have to re-design away from their current model which has been compromised. Its success in stopping this choreographed attack is thus still very costly.”

While Israel proved barely capable of defending itself, at an exorbitant cost of over a billion dollars no less, against an attack that was limited in scope, lacked the element of surprise and cost Iran a measly 35 million dollars, there is little doubt in anyone’s mind that in the event of a regional war, Israel’s defense capabilities would quickly be saturated, leaving its territory devastated and its population decimated. The Israeli population is now clearly aware of this, and the depopulation process that has already cost it hundreds of thousands of nationals since October 7 is only set to increase.

Israel now has only one choice: to end the war in Gaza or go forward with a suicidal escalation that will set the region ablaze. The United States has clearly announced its desire to calm tensions and reach a ceasefire. The question now is whether Netanyahu’s instinct for self-preservation (his political survival) will take over the general interest. This scenario would put the very existence of Israel at risk.


Militärstaaten

Die große Mehrheit der immer mehr anschwellenden weltweiten Militärausgaben wird von den westlichen Staaten getätigt. Dies geht aus einer am gestrigen Montag publizierten Studie des Stockholmer Forschungsinstituts SIPRI hervor. Demnach gingen im Jahr 2023 rund 37 Prozent der globalen Militärausgaben von 2,443 Billionen US-Dollar – 916 Milliarden US-Dollar – allein auf die USA zurück. Die NATO-Mitglieder kamen zusammengenommen laut SIPRI-Berechnungen auf 1,341 Billionen US-Dollar – gut 55 Prozent aller Militärausgaben weltweit. Europa wiederum wendete 24 Prozent aller Mittel auf, die im vergangenen Jahr auf dem gesamten Globus in die jeweiligen nationalen Streitkräfte investiert wurden. Allein West- und Mitteleuropa steckten 407 Milliarden US-Dollar ins Militär – ein gutes Drittel mehr als etwa die Volksrepublik China, deren Militärausgaben SIPRI unter Einschluss von Mitteln abseits des offiziellen Streitkräfteetats für 2023 auf gut 296 Milliarden US-Dollar beziffert. Hinzu kommen eng mit dem Westen verbündete Länder: Japan und Südkorea, die mit Militärausgaben in Höhe von 50,2 respektive 47,9 Milliarden US-Dollar die Plätze 10 und 11 auf der Weltrangliste einnehmen, oder Australien, das mit 32,3 Milliarden US-Dollar auf Platz 13 rangiert.

Der Anteil der westlichen Staaten und ihrer Verbündeten an den globalen Militärausgaben liegt mit rund zwei Dritteln doppelt so hoch wie der Anteil der nichtwestlichen Welt und wächst weiter. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die das Stockholmer Forschungsinstitut SIPRI am gestrigen Montag öffentlich präsentiert hat.

Die treibende Rolle des Westens und insbesondere Europas bei der globalen Aufrüstung ist seit geraumer Zeit deutlich erkennbar. So nahmen die Militärausgaben der USA von 2014 bis 2023 um 9,9 Prozent zu, diejenigen Deutschlands im selben Zeitraum um rund 48 Prozent, diejenigen Europas SIPRI zufolge sogar um 62 Prozent. Auch im globalen Waffenhandel nehmen die europäischen Staaten eine bedeutende Stellung ein. Frankreich war in den fünf Jahren von 2019 bis 2023 zweitgrößter Waffenexporteur weltweit; Deutschland, Italien, Großbritannien sowie Spanien folgten auf den Plätzen fünf bis acht. Europa war zudem im Fünfjahreszeitraum von 2019 bis 2023 die einzige Großregion, deren Waffenimporte stiegen, und dies massiv – um bemerkenswerte 94 Prozent gegenüber dem Fünfjahreszeitraum von 2014 bis 2018. Darüber hinaus stockten in den Jahren von 2019 bis 2023 vor allem wichtige Verbündete des Westens die Einfuhr von Kriegsgerät deutlich auf – Südkorea (plus 6,5 Prozent), die Philippinen (plus 105 Prozent) und Japan (plus 155 Prozent). SIPRI-Angaben zufolge liegen US-amerikanische und europäische Waffenschmieden zudem beim Auftragsbestand, der faktisch die Aufrüstung der nächsten Jahre beziffert, klar vorn.


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Der syrische Präsident Assad im O-Ton über die Gründe für den Konflikt mit dem Westen

Das russische Fernsehen hat ein Interview mit dem syrischen Präsidenten Assad ausgestrahlt, das zeigt, warum westliche Medien kein Interview mit Assad oder auch Putin zeigen wollen. Assads Aussagen würden wohl viele Menschen im Westen nachdenklich machen.

Im russischen Fernsehen gibt es eine Sendung mit dem Namen „Globale Mehrheit“, in der der Moderator dem Publikum Persönlichkeiten aus den Ländern vorstellt, die die globale Mehrheit stellen, also nicht aus westlichen Ländern. Der Titel der Sendung ist durchaus gut gewählt, denn der US-geführte Westen umfasst knapp 50 Staaten, während die restlichen 140 Staaten der Welt nicht zum Westen gehören und bei immer mehr Abstimmungen in UNO den Mut haben, gegen die Position des US-geführten Westens zu stimmen.

In der aktuellen Folge der Sendung hat der Moderator den syrischen Präsidenten Assad besucht und interviewt.

Assad: Bei allen großen Konflikten der letzten Jahrzehnte ging es um die nationale Identität. Man muss lernen, sie vor äußeren Einflüssen zu schützen, denn der einzige Weg, jemanden zu besiegen, ist, seine Identität zu zerstören. Natürlich ist Identität ein weites Feld und umfasst viele Aspekte, darunter Kultur, das Wertesystem und die eigenen Traditionen.

Anm. d. Red.: Hat da jemand ‘Multikulti’ gesagt?

Frage: Und die USA versuchen gezielt, nationale Traditionen zu zerstören?

Assad: Ja, das ist richtig. Das ist ihre Art der Kontrolle. Aber wenn man seiner Identität treu bleibt, hat man die Kraft, „Nein“ zu sagen. Man kann die Situation analysieren und nach bestem Wissen und Gewissen manövrieren. Aber wenn man seine nationale Identität verloren hat, geht es nur noch um den persönlichen Vorteil – das Geld. Und Geld ist international, und mit Geld kann man kontrollieren. So kontrolliert Amerika alle seine Partner, im Westen wie im Osten. Und es kann jedes Land und jeden Politiker kontrollieren.

Anm. d. Red.: Schweiz, erkennst du dich darin? Wer sind nun unsere “Freunde”?

Frage: Ich habe den Eindruck, dass sich die globale Situation in der Welt verändert und dass die Staats- und Regierungschefs der Länder, die zur globalen Mehrheit zählen, allmählich den Weg der Verteidigung ihrer nationalen Interessen einschlagen, während der Einfluss der USA in der Welt abnimmt.

Assad: Absolut richtig. Man lernt aus den Fehlern der Vergangenheit und wir könnten mit dem Westen Freunde sein, aber der Westen braucht keine Freunde. Er braucht nicht einmal Partner, er braucht nur Vasallen.

Frage: Vielleicht unterstützt und fördert der Westen deshalb jetzt Politiker wie Selensky, denn mit solchen Leuten kann man leichter umgehen.

Assad: Natürlich. Das sind Leute, die zu allem „Ja“ sagen – egal ob rechts, links, oben, unten, – sie sagen zu allem „ja, Chef“.

Frage: Und sie mögen keine unabhängigen Politiker wie Sie oder wie beispielsweise den russischen Präsidenten.

Assad: Ja, sie reden gerne über Demokratie, aber sie können es nicht ertragen, wenn man „Nein“ sagt. In ihrer Demokratie geht es immer um ein „Ja“. Und „Ja“ muss zu absolut allem gesagt werden. Das ist ihre Demokratie.

Russland hat das syrische Volk unterstützt und die Souveränität Syriens verteidigt. Damit hat es auch das Völkerrecht verteidigt, das auf dem Papier ja existiert. Russland hat sich gegen den internationalen Terrorismus gestellt und es ist naiv zu glauben, dass die Terroristen von heute lokale Banden sind. Es ist ein globales Netzwerk, das in Europa, Russland, Indonesien und anderen Teilen der Welt operiert. Der heutige Terrorismus ist ideologisch geeint. Und gegen ihn hat sich Russland in Syrien in den Kampf gestürzt. Indem es die Syrer verteidigte, verteidigte es auch sein Land. Die Tatsache, dass Russland in den Kampf gegen den Terrorismus eingegriffen hat, ist für die Welt insgesamt und insbesondere für den Mittelmeerraum von großer Bedeutung, da Syrien eine sehr wichtige geostrategische Lage einnimmt.

Russland als Großmacht widersetzt sich der westlichen Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder. Für mich macht es keinen Unterschied, ob Russland den globalen Terror in Syrien oder in der Ukraine bekämpft. Der Feind ist derselbe. Russland stärkt die Stabilität in der Welt, politisch und militärisch. Und das tut es, weil es selbst gelitten hat. Der Zusammenbruch der UdSSR geschah nicht spontan. Er wurde herbeigeführt, indem kleine ethnische Gruppen, die historisch zusammengelebt hatten, gezielt gegeneinander ausgespielt wurden.

Ich bin mir sicher, dass der Kampf mit einem Sieg Russlands enden wird, der die Brüdervölker wieder vereinen wird. Deshalb sage ich, dass Russland korrigiert, was andere getan haben.

Vor dem Krieg war Syrien ein wirtschaftlich völlig autarkes Land. Ein Drittel des Einkommens wurde durch Öl erwirtschaftet, ein Drittel durch die Landwirtschaft und ein Drittel durch die Industrieproduktion, denn das Land produzierte alles außer schweren Luxusgütern. Sogar Medikamente wurden hier hergestellt. Doch während des Krieges wurde die Ölindustrie nicht nur physisch, sondern auch durch Sanktionen zerstört. Heute sind die aktiven Felder unter amerikanischer Kontrolle. Die Industrieproduktion ist praktisch zum Erliegen gekommen, das Land kann sich kaum noch selbst ernähren, während die USA mit dem Verkauf von syrischem Öl mehr Geld verdienen, als es kostet, die US-Truppen in Syrien zu unterhalten.

Eines der Hauptmerkmale der westlichen Eliten ist natürlich der Komplex der Exklusivität. Die haben keine Freunde, sie haben Vasallen. Aber das Schicksal dieser Vasallen ist immer traurig. Ein Feind der USA zu sein, ist viel ehrenvoller und verlässlicher, denn die sogenannten Partner der USA landen immer auf der Straße.

Anm. d. Red.: Wir werden sehen, ob es uns mit diesem grossen Bruder in Zukunft besser oder schlechter gehen wird. Daran wird sich die Aussage messen lassen.

Der Westen hat längst einen Cäsarenwahn entwickelt. Dagegen kann nur eine Schocktherapie helfen. Jahrhundertelang haben sie andere Länder versklavt und ausgeplündert. Und nur ein harter Schlag wird sie auf den Boden der Tatsachen zurückbringen. Denen, die sich mit ihrem Vasallenstatus abgefunden haben, muss man helfen, in die Realität zurückzukehren

Ich habe lange im Westen gelebt und habe Respekt vor ihren wissenschaftlichen und kulturellen Errungenschaften. Diese Errungenschaften haben sie stark gemacht. Aber ihre Stärke hat sie zu moralischem Verfall geführt. Auch die politische Klasse ist degeneriert. Westliche Politiker denken nur an ihre eigene Karriere. Sie kümmern sich nicht mehr um die Interessen ihrer Länder. Ihre Medien schaffen eine virtuelle Realität und arbeiten gleichzeitig an der Zerstörung der Familie, der Atomisierung der Gesellschaft und der Isolierung des Individuums. All das birgt die Gefahr, dass ihre Errungenschaften in Zukunft zunichte gemacht werden.

Heute gibt es im Westen keinen Politiker mehr, den man als Staatsmann bezeichnen könnte. Seit den Tagen von Reagan und Thatcher hat es sie nicht mehr gegeben. Seit den 80er Jahren hat sich das gesamte politische Umfeld dramatisch verändert.

Moderne Politiker denken nicht mehr strategisch, sie lösen nur die momentanen Probleme, die an sie herangetragen werden. Sie sind auch nicht mehr verantwortlich für das, was sie sagen. Alles, was vereinbart wird, kann schon am nächsten Tag wieder rückgängig gemacht werden. Aus diesen Gründen kann ich mit Sicherheit sagen, dass es derzeit keinen einzigen Politiker im Westen gibt, mit dem ich einen Dialog führen möchte oder der mich interessieren würde.

Wir befinden uns seit fünf Jahrhunderten in einem Zustand der Konfrontation mit dem Westen. Mitte der 70er Jahre begann der Westen, den Terrorismus zu finanzieren, um uns zu bekämpfen, aber ohne Erfolg. Aber in den 90er Jahren änderten sich die Methoden. Der Druck wurde durch die Presse, das Satellitenfernsehen, das Internet und natürlich durch NGOs ausgeübt. Diese Organisationen sind wahrscheinlich die gefährlichsten, weil sie sich als Hilfsorganisationen ausgeben. In Wirklichkeit sammeln sie Informationen, um sie gegen die Interessen des Staates zu verwenden. Wir haben sie schon vor dem Krieg genau im Auge behalten. Wir wussten, dass die USA und die CIA über solche Organisationen nicht nur ihre Gegner, sondern auch ihre Verbündeten kontrollieren.

Anm. d. Red.: Lesen Sie den jährlichen Lagebericht des NDB und prüfen Sie, ob die oben erwähnten NGOs als Bedrohung eingestuft werden. Sie werden sie nicht finden.

Die westliche Politik, insbesondere die amerikanische, beruht auf dem Prinzip „Teile und herrsche“. Das ist ihre Art der Kontrolle, eine Art Erpressung. So ein Verhalten ist sittenwidrig. Aber es ist die Realität. Amerika macht aus jedem Konflikt eine gefährliche chronische Krankheit wie Diabetes oder Krebs. Den Preis für den Konflikt müssen aber die Kriegsparteien zahlen. Und wenn wir von Amerika sprechen, meinen wir den gesamten Westen, denn er wird vollständig von den USA kontrolliert. Amerika profitiert von jedem Konflikt und beobachtet dann, wie sich das Chaos ausbreitet und wartet auf den Moment, um den entscheidenden Schlag zu führen. Sie profitieren von jedem Konflikt.

Anm. d. Red.: Stichwort “2. Weltkrieg”.

Viele Länder haben begriffen, dass Amerika keine Freunde hat. Und diejenigen, die dachten, sie seien Partner der USA, verstehen jetzt, dass Amerika keine Partner hat. Auch im Westen. Freundschaft und Partnerschaft setzen gemeinsame Interessen voraus. Amerika hat aber nur seine eigenen Interessen. Deshalb können die Beziehungen zu diesem Land weder stabil noch sicher sein. Aus diesem Grund haben alle Länder der Welt begonnen, ihre Beziehungen zu China auszubauen, auch der Westen und Südamerika. Und das ist verständlich, denn Amerika missachtet die Interessen seiner vermeintlichen Partner, setzt den Dollar aktiv als Waffe ein und nutzt ihn, um politischen Druck auszuüben. Es ist ihnen egal, dass die Erhöhung des Leitzinses die Inflation und die Arbeitslosigkeit in den Partnerländern erhöht, mit denen niemand über diese Maßnahmen spricht. Aber das kann nicht ewig so weitergehen.


Was man in Deutschland über den Konflikt zwischen Iran und Israel nicht erfährt

Der Iran hat Israel kaltblütig zu einem Raketenduell herausgefordert und den Angriff 72 Stunden vorher angekündigt. Ja, Israel ist stolz auf sein Luftverteidigungs- und Raketenabwehrsystem mit seinem Iron Dome, all den Systemen SPYDER, David’s Sling und Arrow. Und doch merkte Israel plötzlich, dass es in der von ihm selbst inszenierten Schlacht nicht gut aussehen würde und rief nach den „großen Jungs“.

In der Folge wurde nicht nur Israels Iron Dome, sondern auch alle Kapazitäten der USA, Großbritanniens und Frankreichs aktiviert. Luftabwehrsysteme wurden auf US-Basen im Nahen Osten sowie auf Schiffen im Roten Meer und im Mittelmeer aktiviert. Alle Kampfflugzeuge in der Region waren in der Luft. Die Briten operierten von Zypern aus, die Franzosen von Jordanien.

Aber all diese Macht entpuppte sich als löchrig. Hunderte von Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen überwältigten die kombinierte Luftabwehr der Verbündeten und neun ballistische Raketen aus dem Iran schlugen in Israel ein. Ja, sie haben keinen oder nur minimalen Schaden angerichtet. Aber immerhin hatte der Iran vorher erklärt, er habe keine konkreten Ziele im Visier.

Wenn das so ist, dann wurde die Aufgabe glänzend gelöst. Der Iran hat das sofort verkündet und hinzugefügt, dass es sich um eine begrenzte Operation handelt und dass es keine Pläne für eine Fortsetzung gibt.

Damit bleibt nüchtern festgestellt: Der Iran ist in der Lage, Israel zu treffen und jede Luftabwehr zu durchbrechen. Wenn der Iran das nächste Mal auf eine israelische Aggression reagiert, wird er niemanden 72 Stunden vorher informieren, sondern den Überraschungseffekt nutzen.

Israel hat mit einem Angriff auf die unterirdischen Atomanlagen des Irans gedroht, aber neulich hat auch General Ahmad Haqtalab, ein General des Korps der Islamischen Revolutionsgarden, mit Vergeltung gedroht: „Wenn Israel unsere Nuklearanlagen angreifen will, wird es mit Sicherheit mit unserer Antwort konfrontiert werden: Israel und seine Nuklearanlagen werden angegriffen. Sie sind bereits identifiziert, wir verfügen über die notwendigen Informationen über alle Ziele, und um auf mögliche aggressive Aktionen zu reagieren, sind unsere Finger bereits am Abzug, um hocheffiziente Raketen abzufeuern, um die identifizierten Ziele zu zerstören.“


Die Hintergründe der US-Entscheidung, wieder Waffen an Kiew zu liefern

Die Entscheidung der US-Abgeordneten vom Wochenende, die 61 Milliarden Dollar Ukraine-Hilfen nun doch freizugeben, hat weitaus interessante Hintergründe, als man in den Medien erfahren kann. Die USA haben sich eine Win-Win-Win-Situation geschaffen.

Seit die USA Ende 2023 die Auflage neuer Hilfspakete für Kiew eingestellt haben, hat die US-Regierung zusammen mit den ihr treu ergebenen europäischen Medien Druck auf die EU und ihre Mitgliedsstaaten ausgeübt, einzuspringen und die finanziellen Belastungen der Unterstützung der Ukraine zu übernehmen. Und die US-Regierung war erfolgreich, denn im Februar hat die EU die ersten frischen 50 Milliarden für Kiew freigegeben und einige EU-Staaten, wie zum Beispiel Deutschland, liefern darüber hinaus Waffen und finanzielle Unterstützung an Kiew.

Im Gegensatz zur EU nehmen die USA kein eigenes Geld mehr für Kiew in die Hand, sondern vergeben ihre Hilfen nun als Kredite. Und sie werden dafür sorgen, dass Kiew diese Kredite auch bezahlen kann. Der naheliegendste Weg ist, die EU für die Kredite garantieren zu lassen. Diese Methode haben die USA schon nach dem Maidan-Putsch angewendet, als sie Kiew Kreditgarantien, aber kein Geld gegeben haben. Das Geld kam aus der EU, aber die etwas über zehn Milliarden Euro, die in den Jahren 2014 bis 2021 aus Brüssel nach Kiew geflossen sind, waren Peanuts im Vergleich zu den Summen, von denen wir heute reden.

Daher wird es schwierig, die EU und ihre Mitgliedsstaaten davon zu überzeugen, die Garantien für die 61 Milliarden Dollar (und für in Zukunft noch folgende Pakete) zu übernehmen, ohne dass die Wähler in Europa ihre pro-amerikanischen Regierungen dafür abstrafen.

Aber es gibt eine andere Lösung: Die US-Gesetze zur Unterstützung der Ukraine erlauben nun auch die Konfiszierung russischer Vermögenswerte in den USA und deren Überweisung an Kiew. Damit machen die USA nun massiven Druck auf Brüssel, diesen Schritt auch zu gehen. Und offizielle Vertreter der USA fordern das von Brüssel sehr aktiv, unter anderem auch über die G7.

Das würde bedeuten, dass die EU russische Gelder konfisziert, mit denen sie – auch das wurde in den USA bereits gefordert – für neue ukrainische Obligationen, also Staatsschulden, garantieren kann. Im Klartext setzt man in den USA darauf, dass die EU die Garantie der US-Kredite übernimmt, indem sie dafür russische Gelder konfisziert – Russland soll also für die US-Waffen bezahlen, die in der Ukraine russische Soldaten und bei den ukrainischen Angriffen auf russische Städte russische Zivilisten töten.

Noch deutlicher gesagt: Das Milliarden teure Konjunkturprogramm für die US-Rüstungsindustrie soll Russland bezahlen.

Damit haben die USA nicht zwei, sondern gleich drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Erstens haben sie ihren wirtschaftlichen Konkurrenten geschwächt. Zweitens sorgen sie dafür, dass europäische Industrien in die USA übersiedeln und dort Arbeitsplätze schaffen. Und drittens haben sie ihre Vasallen in Europa durch diese Schwächung in eine noch größere Abhängigkeit von den USA gezwungen – eine echte Win-Win-Win-Situation für die USA.

Es kommt sogar noch ein vierter Punkt hinzu, denn wenn die EU dem Druck der USA wirklich nachgeben und die russischen Vermögenswerte tatsächlich konfiszieren sollte, dann wäre das ein sehr schwerer Schlag gegen den Euro als Währung und Europa als Finanzplatz. Vielleicht wäre es auf mittlere Sicht sogar der Todesstoß für den Euro.

Die Ukraine hat schon so viele Soldaten verloren, dass ihr keine westlichen Waffen mehr helfen, solange sie nicht auch für frische Soldaten sorgt, die diese Waffen tragen können. Kiew ist mit dem Gesetz, mit dem die Altersgrenzen für die Einberufung in den Krieg ausgeweitet wurden, in Vorleistung gegangen und unmittelbar danach haben die USA den Weg für neue Waffen frei gemacht, für die – wie gesehen – natürlich am Ende die EU oder sogar Russland bezahlen werden, aber eben nicht die USA.

Die Politik der USA, Russland bis zum letzten Ukrainer zu bekämpfen, geht also ungebrochen weiter.


🇨🇭
Wir weigern uns, Feinde von Russland zu sein

Offener Brief an Herrn Sergej Wiktorowitsch Lawrow

Als Schweizer weigere ich mich entschieden, Feind von Russland zu sein, bzw. als solcher angesehen zu werden. Unsere beiden Völker leben auf der gemeinsamen eurasischen Scholle und sind Nachbarn und mit Nachbarn gilt es auszukommen.

Vieles im gegenwärtigen Bruderkonflikt zwischen der Ukraine und Russland verstehe ich nicht.

Was ich aber sehr gut verstehen kann wäre die heftige Reaktion der italienischsprachigen Tessiner oder der französisch sprechenden Romands, sollte es ab morgen heissen, dass nur noch Deutsch gesprochen werden darf. Bekanntlich ist der Gebrauch der russischen Sprache in der Ukraine verboten. Eine Sprach – Gleichschaltung würde auch die Schweiz zerreissen.


Die US-„Ukraine-Hilfe“ bleibt in Wirklichkeit zu 80 Prozent in den USA

Man muss den Spiegel-Artikel schon sehr aufmerksam lesen, wenn man zumindest erahnen will, was in den USA tatsächlich beschlossen wurde, denn in dem langen Jubelartikel gibt es dazu nur diesen recht kurzen Absatz:

„Die Amerikaner wollen die frischen Milliarden zugleich dazu nutzen, die Waffenproduktion auf heimischem Boden massiv auszubauen: Es soll in neue Munitionsfabriken investiert werden, die dann schon bald noch mehr Artilleriegeschosse produzieren können. So beabsichtigt die US-Armee zugleich ihre eigenen Bestände aufzufüllen, die sich wegen der Lieferungen an die Ukraine in den vergangenen Monaten rasant geleert hatten. Das Geld kommt also auch der Wirtschaft im eigenen Land zugute.“

Von den 61 Milliarden Dollar „Ukraine-Hilfe“, die nun so medienwirksam beschlossen wurden, gehen nur 11,3 Milliarden tatsächlich an die Ukraine, während fast 50 Milliarden in den USA bleiben und direkt an die Rüstungsindustrie gehen. Das beschlossene Gesetz ist also nichts anderes als ein gigantisches Geschenk an die Rüstungslobby.

Wie wird bereitgestellt?

  • Einer der Gesetzentwürfe sieht die Bereitstellung von Finanzhilfen für die Ukraine in Höhe von 61 Milliarden US-Dollar vor. Davon sollen etwa 23 Milliarden US-Dollar für die Auffüllung der amerikanischen Arsenale verwendet werden. 11,3 Milliarden US-Dollar sollen für „laufende US-Militäroperationen in der Region“ ausgegeben werden, 13,8 Milliarden US-Dollar für den Kauf „fortschrittlicher Waffensysteme, Verteidigungsprodukte und Dienstleistungen im Verteidigungsbereich“.
  • Der Großteil der Finanzhilfe, etwa 80 Prozent, werde für die Auffüllung der eigenen Militärreserven der USA ausgegeben, sagte der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, in einem Interview mit CNN.

Die Bedingungen des Kredites

  • Der Gesetzentwurf weist Biden an, mit der Ukraine innerhalb von 90 Tagen über die Rückerstattung der von Washington gewährten Wirtschaftshilfe zu verhandeln.
  • Es wird darauf hingewiesen, dass die Rückzahlung der von den USA an die Ukraine bereitgestellten Mittel „gemäß den vom Präsidenten festgelegten Bedingungen“ erfolgen wird. Gleichzeitig kann der amerikanische Staatschef bis zu 50 Prozent der Schulden der Ukraine „jederzeit nach dem 15. November 2024“ abschreiben.
  • Vor diesem Datum könne der amerikanische Präsident „keine Maßnahmen“ in dieser Richtung ergreifen. Darüber hinaus „kann der Präsident nach dem 1. Januar 2026 […] alle verbleibenden Schulden erlassen.“
  • Zuvor muss der US-Präsident „dem Kongress einen schriftlichen Bericht über die geplanten Maßnahmen [zum Schuldenerlass] und die Gründe für diese Maßnahmen vorlegen“, heißt es im Gesetzestext.

Taktische Raketen

  • Der Gesetzentwurf zur Gewährung finanzieller Unterstützung für die Ukraine sieht die Lieferung taktischer ATACMS-Raketen an Kiew „zur Selbstverteidigung und zum Sieg über die Russische Föderation“ vor.
  • Wenn der amerikanische Präsident dabei der Ansicht ist, dass die Zuteilung von ATACMS „den nationalen Sicherheitsinteressen der USA schaden würde“, kann er deren Überstellung nach Kiew verzögern.

Die Zeit der einzigen Weltmacht ist vorbei

Die Unfähigkeit Washingtons, den Konflikt zu lösen, und die Rolle, die es dabei spielt, haben ein akutes Problem der USA nur noch deutlicher gemacht: den Verlust ihres Einflusses in der Region.

Das zeigt sich insbesondere an der Reaktion der Golfmonarchien, die verhindern wollen, dass die USA ihre Militärstützpunkte auf ihrem Gebiet nutzen und dass US-Kampfflugzeuge sie überfliegen, um als Reaktion auf einen möglichen iranischen Angriff auf Israel Angriffe zu fliegen. Katar und Kuwait haben den US-Kampfflugzeugen bereits verboten, die Luftwaffenstützpunkte auf ihrem Gebiet zu diesem Zweck zu nutzen.

Washington hat Jahrzehnte in Militärbasen in der Region investiert, stellt Middle East Eye fest. Angesichts ihrer Nähe zum Iran könnten sie für die USA die bequemste Plattform sein, um den Iran anzugreifen.

Doch die führenden Politiker der Golfstaaten sind offensichtlich nicht an so einer Entwicklung interessiert. Jetzt versuchen sie, ein Gleichgewicht zwischen ihrem Verbündeten Washington, Teheran, und ihren eigenen Bevölkerungen zu finden, die wegen der Angriffe auf den Gazastreifen, bei denen mehr als 33.000 Palästinenser getötet wurden, wütend auf Israel sind.

Und die Position der USA ist in dieser Situation alles andere als günstig. Die Golfstaaten beschweren sich seit Jahren darüber, dass die USA nicht genug tun, um sie vor Angriffen von mit dem Iran verbündeten Kräften zu schützen. Das beklagen vor allem die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien, die bereits beschlossen haben, ihre Beziehungen zum Iran zu verbessern.

Gerade diese Situation hat Washington eine unangenehme Realität vor Augen geführt: Sein politischer Einfluss schwindet, seine Diplomatie ist unwirksam, seine Macht wird nicht ernst genommen, schrieb der Kolumnist Simon Tisdall im Guardian. „Diese gefährliche und unbefristete Eskalation wirft ein Schlaglicht auf eine andere unwillkommene Tatsache. Die dominierende Macht im Nahen Osten sind nicht mehr die USA, das pro-westliche Ägypten, Saudi-Arabien oder gar Israel. Es ist der wichtigste Verbündete der Huthis – der Iran“, so der Kolumnist.

Er bezeichnete die enge Freundschaft des Irans mit Russland und China als den wichtigsten Faktor für die Stärkung seiner Position. Seiner Meinung nach hat das den Iran zu einer Kraft gemacht, mit der man rechnen muss.

Die USA stehen heute vor der schweren Entscheidung, ob sie ihre enorme Präsenz im Nahen Osten beibehalten oder reduzieren sollen, so Bloomberg-Kolumnist Andreas Kluth. Für Washington bedeutet die Entscheidung die Antwort auf eine globalere Frage, nämlich ob die USA der Hegemon bleiben und „ihre Führungsrolle nutzen, um ein Mindestmaß an globaler Ordnung aufrechtzuerhalten“, oder ob das Land sich um seine eigenen Probleme kümmern und „eine zunehmend multipolare und anarchische Welt ungezügelter Machtpolitik überlassen sollte.“

In den USA gehen die Meinungen zu diesem Thema auseinander, aber wie der Autor anmerkt, sind die Kosten, die durch die Präsenz des US-Militärs im Nahen Osten entstehen, offensichtlich. Es wird deutlich, dass ein amerikanischer Soldat nicht gleichzeitig in der Region sein und die NATO-Grenze in Estland, die entmilitarisierte Zone auf der koreanischen Halbinsel oder die philippinischen Untiefen im Südchinesischen Meer bewachen kann.

Captain America hat einen großen, aber nicht globalen Schutzschild. Um ihn weiterhin über Europa und Ostasien zu halten, muss er ihn aus dem Nahen Osten abziehen“, so Andreas Kluth.


Braucht der Iran die Atombombe noch?

Der israelische Luftangriff auf das iranische Konsulat in Damaskus am 1. April dieses Jahres hat eine Eskalation ausgelöst und jetzt ist unklar, welches Spiel im Nahen Osten gespielt wird. Israels Fähigkeit zur strategischen Abschreckung ist herausgefordert. Teheran hat alles auf eine Karte gesetzt. Die nächsten Tage werden zeigen, ob der Iran wirklich eine Kernwaffe braucht.

In der Nacht vom 13. auf den 14. April griffen die iranische Armee und die Revolutionswächter (Sepāh-e Pāsdārān) Israel mit über 300 Flugkörpern verschiedener Art an. Schon früher hatten Drohnen-Angriffe stattgefunden, namentlich auf den israelischen Marinestützpunkt in Eilat und den nahegelegenen Flughafen von Ramon. Diesmal hat der Iran offenbar erstmals seinen neuen Langstrecken-Marschflugkörper eingesetzt, der eine Reichweite von 1’650 Kilometern haben soll. Dazu kamen ballistische Raketen aus dem großen und vielfältigen Arsenal des Iran.

Dem Angriff waren verschiedene Vorankündigungen vorausgegangen und er kam nicht überraschend (8). Nicht nur aus dem Iran selbst flogen Drohnen und Raketen an, sondern auch aus dem Libanon, Irak und Jemen (9).

Mit dem Angriff aus verschiedenen Richtungen hat der Iran den Israelis gezeigt, dass der Gaza-Streifen bei weitem nicht die einzige Bedrohungsrichtung für Israel ist und dass weder die Eroberung des gesamten Gaza-Streifens noch ein Einmarsch im Südlibanon die Raketenbedrohung Israels definitiv beseitigen werden. Daran wollten die Mullahs in Teheran wohl erinnern.

Die Iraner haben schon einmal ihren Sieg erklärt. Was für Schäden der iranische kombinierte Drohnen- und Raketenangriff nun wirklich hinterlassen hat, ist aber unklar und wird es wohl auch bleiben, weil Israel dem iranischen Nachrichtendienst sicherlich nicht den Gefallen tun wird, ihm die Wirkungsaufklärung abzunehmen. Klar ist, dass die Luftwaffenbasis Nevatim Treffer abbekommen hat. Unklar wird wohl aber bleiben, ob wirklich die Funkaufklärungs-Station auf dem Mount Hermon getroffen wurde. Darüber wird sich die israelische Armee sicherlich ausschweigen.

Die Iraner haben militärische Stützpunkte der Israelis getroffen, weil sie diese treffen wollten. Sie haben damit demonstriert, dass sie keine israelischen Zivilpersonen töten wollen, aber sie haben den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (Zahal) ihre Grenzen aufgezeigt: Vor iranischen Angriffen gibt es keine 100-prozentige Sicherheit, nicht einmal für eine Luftwaffenbasis Israels. Wenn Israel sich auf einen Krieg mit dem Iran einlässt, wird es Verluste akzeptieren müssen.

In der aktuellen Lage hätte der Iran wohl alles Interesse daran, die Welt umgehend über den erfolgreichen Bau einer Atombombe mittels eines Tests zu informieren. Wenn er aber glaubt, auch ohne diese auskommen zu können, kommt ihm die Ambiguität vielleicht sehr gelegen. Wer sich mit dem Iran auf einen Konflikt einlässt, soll nicht genau wissen, was ihn erwartet.

Dass die langsam fliegenden Shahed-136 Drohnen, die im Rahmen des jüngsten Schlags eingesetzt wurden, während eines fünfstündigen Flugs über gegnerischem Gebiet nur geringe Überlebenschancen haben, war wohl auch in Teheran klar. Auch die Marschflugkörper, die mit weniger als Schallgeschwindigkeit fliegen, haben nur beschränkte Erfolgschancen. Bemerkenswert ist aber, dass einige wenige Raketen ihre Ziele erreichten. Die Frage, die man sich jetzt in Jerusalem stellen muss, ist diejenige nach den Auswirkungen, die ein Angriff mit dem Gros des iranischen Arsenals auf alle Militärflugplätze Israels hätte. Shahed-Drohnen kann der Iran sicherlich leichter nachbeschaffen, als Israel, und seine Verbündeten Raketenabwehr-Lenkwaffen modernster Bauart bauen können. Und ballistische Raketen sollen im Iran in großer Anzahl verfügbar sein. Die israelische Raketenabwehr wurde durch die Hamas schon 2021 an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gebracht.

Die Iraner haben ihren geographischen Vorteil ausgenützt, indem sie aus verschiedenen Richtungen angriffen und somit verhinderten, dass die Israelis ihre Anstrengungen auf eine Bedrohungsrichtung konzentrieren konnten. Umgekehrt haben die Israelis jetzt den Nachteil, dass ihr Gegenschlag gegen den Iran über das Territorium mehrerer islamischer Staaten geführt werden muss, die sich diesem im Rahmen ihrer Möglichkeiten widersetzen werden. Angesichts dieser Schwierigkeiten wird es für die Israelis einfacher sein, Schläge gegen die Verbündeten des Iran im Libanon, in Syrien und im Jemen auszuteilen. Aber auch darauf sind die Iraner wohl vorbereitet.

Israel hat natürlich einen massiven Vergeltungsschlag angedroht, aber es gibt auch andere Stimmen, die vor einer Eskalation warnen. Die USA haben bereits angetönt, dass sie nicht alles mitzumachen bereit sind. Briten und Deutsche haben sich ihre Abfuhr bereits in Jerusalem abgeholt; ob die notorisch sich selbst überschätzenden Franzosen auch noch eine anstreben, ist fraglich. Und auch in Bern müsste man jetzt die Schlussfolgerungen ziehen: Mit welchen Clowns will man auf dem Bürgenstock einen Zirkus abziehen?

Die iranische Reaktion auf den israelischen Angriff in Damaskus war offenbar wohl überlegt und nicht exzessiv, aber sie deutete an, wozu der Iran in der Lage ist, wenn man ihn militärisch herausfordert. Künftig muss Israel mit einer dreifachen Unsicherheit rechnen, wenn es militärische Handlungsoptionen gegen den Iran erwägt: Mittel und Angriffsrichtung einer iranischen Vergeltung sind ebenso unklar wie die Effektivität der iranischen Luftverteidigung und damit die Erfolgsaussichten eines israelischen Vergeltungsschlags.

Für seinen Angriff vom vergangenen Samstag machte der Iran sich sicher die Erfahrungen der Russen in der Ukraine zunutze, vor allem, was die Taktik von kombinierten Drohnen- und Raketenangriffen anbelangt. Offenbar fühlte sich der Iran nun stark genug, um eine Konfrontation mit Israel zu riskieren, entweder, weil er härter zuschlagen oder israelische Angriffe abwehren kann. Ersteres hat er bereits angedroht. Wenn letzteres der Fall ist, dann kann der Iran seine Sicherheit auch ohne Kernwaffen garantieren und trotzdem eine Führungsrolle in Nahost spielen. Dann stellt sich die Frage, wozu der Iran überhaupt noch eine Atombombe braucht. Die nächsten Tage werden es zeigen.


A) Aufgrund meiner ausserdienstlichen Tätigkeiten in den vergangenen 25 Jahren bin ich sehr gut über die geo- und sicherheitspolitischen Vorgänge auf der Welt und in der Schweiz im Besonderen informiert (siehe auch hier – Ein Abo ist kostenlos!). Ich bin mit der “einnordenden” Einleitung im Schreiben (“Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine…”) dezidiert nicht einverstanden und distanziere mich ausdrücklich von dieser verkürzten Einschätzung. Eine Veranstaltung, die unter dieser Prämisse durchgeführt wird, liegt somit in ihrem AEK fundamental falsch. Detailfragen werden irrelevant. 

B) Doch das Problem liegt noch tiefer: Die Schweiz hat ihre Neutralitätspolitik aufgegeben, sich der “Regelbasierten Weltordnung” (man kann es auch “Doppelmoral” nennen) nach dem Gusto der USA verschrieben, nähert sich kontinuierlich der NATO an und erlaubt sich keine eigenständige, den Fakten verpflichtende Bedrohungs- und Lageanalyse, welche grundlegende und offensichtliche geopolitische Aspekte auch nur schon erwähnt. Nachweislich kompetente Schweizer Analysten werden bewusst ausgeblendet. Um einen dieser Analysten zu zitieren: “Es scheint so, als habe die Schweiz sich vom gesunden Menschenverstand komplett losgesagt. [D]ie Schweiz wird ihr bereits angeschlagenen Renommee weiter schädigen.” Dem Interesse der Schweiz als Nation dient dies alles nicht. Div Gustav Däniker lässt vor Jahren sich so zitieren: “Wir haben alles richtig gemacht, aber in die falsche Richtung.” Denn die Fehlausrichtung ist offenbar politisch gewünscht, reiht sie sich doch nahtlos an die Fehler der letzten 35 Jahre, welche die Armeeführung zusammen mit der politischen Führung der Schweiz zu verantworten hat. Die negativen Konsequenzen treten immer deutlicher zutage. Die Armee dient somit Kreisen, die als Landesverräter betitelt werden können. Zu dieser Armee will ich nicht gehören und diese Mitverantwortung will ich nicht tragen. Ich werde daher die Armee nicht weiter unterstützen und “kündige diese Freundschaft” auf. 

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